04
April
2019

Geben

Du kannst wählen: Entweder bist du ein Opfer, weil von dir etwas genommen wird, oder du bist privilegiert, weil du das schenken kannst, was der andere braucht.

Geben

Wie oft hören wir: «Ich würde so gerne das und das geben, aber der andere will von mir etwas anderes. Nein, dies will ich ihm nicht geben» oder, «da ist eine Blockade in mir». «Ich spüre eine Erwartung und da verweigere ich mich, oder es verweigert sich in mir.» Es ist sehr schmerzlich, wenn uns diese Verweigerung bewusstwird. Wir sind sicher, dass wir alles geben würden, aber nicht das, was der andere von uns gerade jetzt wirklich braucht. Wir meinen, in uns entstehe eine Sperrung durch die Forderungen oder Erwartungen des Gegenübers. Diese Sperre ist jedoch immer vorhanden, sie wird nur aktiviert durch die Erwartungen, die an uns herankommen. Wenn wir diesen Widerstand nicht auflösen, sondern trotzdem geben, werden wir krank. Oder der andere wird krank, weil wir explodieren, wie ein Pulverfass, das unter Druck steht und durch einen Funken entzündet wird. Durch unaufgelöste Widerstände ist eine lebendige Beziehung auf jeden Fall gefährdet.

Hits 962 Author: Agnes Hidveghy Kategorie: ARSSACRA

17
Dezember
2018

WIE EIN ICH GEBOREN WIRD

Agnes Hidveghy: Ein Kapitel aus dem Buch „Stille Nacht“

WIE EIN ICH GEBOREN WIRD

Meine Erfahrung über die schmerzliche Unvollkommenheit dieser Welt

…und als Folge davon das innere Geschehen: Die Notwendigkeit der Geburt Johannes des Täufers

Das Thema

Johannes der Täufer ist eine starke Figur in der Christlichen Tradition. Er bleibt aber fern von unseren unmittelbaren Erfahrungen, nicht nur als historische Gestalt aber auch als Personifizierung für etwas, was in uns den Weg für die Geburt des Göttlichen vorbereitet. „Was hat er mit mir zu tun?“ Die Frage ist berechtigt.

Obwohl ich persönlich schon seit langen Jahren über seine Rolle als innerer Zeuge gewusst und damit gelebt habe, schwebte er für mein Verständnis für seine Funktion wie in einem luftleeren Raum. Ich konnte ihn nicht mit anderen Begriffen die auf meinem Weg geläufig waren, verbinden. Erst als ich meine starken, schmerzlichen Erinnerungen von Weihnachten aus meiner Kindheit bearbeitet habe, ist mir klar geworden, wo ich ihn in mir einordnen soll. Ich habe ihn in mir verifizieren können, indem ich im reifen Alter die Erinnerungen an den Weihnachten meiner Kindheit beschrieben habe. Die damaligen Zustände sind lebendig geworden und wozu ich damals als kleines Kind keine Begriffe zur Verfügung hatte, formulierten sich im Erkennen des damals erlebten.

In unserer westlichen Kultur haben wir unsere liebe Mühe mit dem, was wir „Ich“ nennen. Es entsteht viel Verwirrung durch die unterschiedlichsten Auffassungen darüber. Die verschiedenen spirituellen und religiösen Strömungen werten es auf oder umgekehrt, werten es ab bis zum Verneinen seiner Existenz. Wir verlieren uns in unfruchtbaren Diskussionen und nehmen nicht wahr, dass wir von unterschiedlichen Dimensionen des Ichs sprechen.

Auf der anderen Seite findet man unter den Christen kaum jemanden, der die individuelle, innere Bedeutung von Johannes des Täufers versteht. Des Zeugen, der „der Grösste ist, der von einer Frau geboren wurde“, aber „der Kleinste im Himmel“ ist. (Matthäus 11, 11)

In der Gestalt von Johannes des Täufers ist unser „kleines Ich“ personifiziert, durch seine Geschichte ist der Weg unseres kleinen Ich beschrieben in seiner entwickelten Funktion, mit seinem Wert und seinen Grenzen. Und was wir Menschen grundsätzlich alle erleben in dem Prozess der Inkarnation, dieses kleine „Ich“ wird sich in uns bilden, damit es zum Wegvorbereiter für das Licht der Welt heranwächst. Der Wurzel dieser Erfahrung ruht in der Idee des Menschen in Ewigkeit, jenseits der Zeit und geschieht deshalb im Prozess der Menschwerdung im ewigen Jetzt.

Hits 920 Author: Agnes Hidveghy Kategorie: Kosmologie

27
November
2018

Erwachen

 

Springe vom Zug des Klagens ab! (blame-train) Reshad Feild

Am Morgen ist meine Seele sanft aus dem Schlaf aufgetaucht. Das Bitten vor dem Einschlafen war im Bewusstsein präsent: Ich bat um Klarheit, was ist die Ursache des Leidens in der konfliktreichen Situation, in welcher ich gerade drinstecke.

Ich schaute in das noch ruhige Wasser, auf dessen Oberfläche keine Bewegung die Klarheit genommen hat. Ich sah bis auf dem Grund: Das kristallklare Wasser ließ mich bis auf den Grund sehen, wo durch hereinfallendes Licht die Kieselsteine glänzten. Alles ruhig und rein.

Hits 1192 Author: Agnes Hidveghy Kategorie: Isenheimer Altar

13
März
2018

Das Kreuz von San Damiano

Das Kreuz von San Damiano

 

Das Kreuz

«Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben» (Joh. 14, 6)

sagt Jesus über sich. Was hat diese Aussage mit dem Elend des Gekreuzigten, dem wir überall begegnen und dessen wir überdrüssig geworden sind, zu tun? Es ist immer schwierig, für unseren Verstand sogar unmöglich, Widersprüchliches zu einer Synthese zusammenzufügen. Die Wahrheit, mit anderen Worten die Wirklichkeit, kann nur in Widersprüchen beschrieben werden und das auch nur in einem Nacheinander. In uns müssen dann die widersprechenden Aussagen zusammenfinden. Zuerst müssen wir uns aber durch Erfahrungen führen lassen: Das ist der Weg. Erst dann wird durch unser individuelles Verstehen, das der erkannte Erfahrung ist, die Einheit wiederhergestellt. Leben ist nur aus dieser wiedergewonnenen Einheit möglich.

Hits 2941 Author: Agnes Hidveghy Kategorie: Christentum

30
Januar
2018

Schicksal und Bestimmung

Schicksal und Bestimmung

Mulla Nasrudin wird gerufen: «Deine Frau ist in den Fluss gefallen. Sie rief um Hilfe.» Die meisten vom Dorf konnten auch nicht schwimmen und die wenige, die schwimmen konnten, hatten keine Lust sie zu retten. Der Mulla aber springt ohne einen Augenblick zu verlieren ins Wasser und schwimmt flussaufwärts. «Aber was machst Du? Sie kann doch nicht schwimmen!» riefen die Herumstehende. «So, wie ich meine Frau kenne, sie ertrinkt lieber, aber sie kämpft gegen den Strom.»

Hits 1608 Author: Agnes Hidveghy Kategorie: ARSSACRA

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