22
April
2020

Das Wurzel-Thema

Das Wurzel-Thema

Jeder Mensch hat ein «Wurzel-Thema» in seinem Leben. Es kann ein einfaches, oder komplexes, aus verschiedenen Komponenten zusammengesetztes Thema sein. An dem zu arbeiten ist eine Lebensaufgabe.

Das Wurzel-Thema ist von Geburt an, uns mitgegeben. Es wird aber verhüllt, in Erfahrungen eingepackt, damit es sich offenbaren kann. Durch die Erfahrungen wird sein «Blueprint» sichtbar gemacht. Oft wird es durch Kompensation verdeckt, was das Bewusstmachen erschwert.

Zuerst besteht die innere Arbeit darin, dass wir uns die «Verpackung» bewusst machen, sie durchschauen, um an den nackten Inhalt gelangen zu können.

Dann erst können wir an die Erlösung vom gegebenen Thema direkt arbeiten. Das heißt, von da an geht es nicht mehr darum, uns mit den Trägern, durch wen wir die Erfahrungen gemacht haben, uns auseinanderzusetzen. Es spielt keine Rolle mehr, durch welche Erfahrungen wir zum Wurzel-Thema geführt worden sind. Von da an ist es eine Angelegenheit in uns, mit uns. Dann kann die Substanz, welche im Wurzelthema festgehalten ist, freigesetzt werden. Die Prinzessin von dem bösen Drachen befreit werden.

Was heißt, daran zu «arbeiten»?

Die Erkenntnis, um was es geht, ist bereits da. Mental ist das Thema «ausgepackt» - durch das Erkennen ans Licht des Bewusstseins gehoben. Die erste Phase der Erlösung ist vollzogen. Im Emotionalen Bereich braucht es länger, bis Wandlung geschieht. Die Trägheit des der Substanz unserer Gefühle ist grösser als diejenige des Erkennens. Erkennen ist der erste Schritt, aber es ist ein langer Weg, bis diese Erkenntnis uns auch trägt.

Das heißt, das Gefühl vom Wurzel-Thema überfällt uns trotz Erkenntnis noch immer wieder. Es überflutet uns. Dann ist die Zeit, immer wieder daran zu arbeiten.

„…es ist ein Teich, das heißt Betesda… dabei lagen viele Kranke…“
„Sie warteten darauf, dass sich das Wasser bewegte. Denn der Engel des Herrn fuhr von Zeit zu Zeit herab in den Teich und bewegte das Wasser. Wer nun zuerst hineinstieg, nachdem sich das Wasser bewegt hatte, der wurde gesund, an welcher Krankheit er auch litt.

„Es war aber dort ein Mensch, der lag achtunddreißig Jahre krank.
Als Jesus ihn liegen sah und vernahm, dass er schon so lange gelegen hatte, spricht er zu ihm: Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich bringt, wenn das Wasser sich bewegt; wenn ich aber hinkomme, so steigt ein anderer vor mir hinein. Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin! Und sogleich wurde der Mensch gesund und nahm sein Bett und ging hin.“ (Joh. 5, 2-9)

«Ich» muss zuerst in das Wasser steigen, bevor ein Teil von mir einsteigt. Bevor – zum Beispiel - das hilflose Kind oder die Verzweiflung einsteigt. «Ich» kann aufstehen, einsteigen und etwa sagen: «Dich kenne ich». Und dann atme ich das bekannte Gefühl ein und aus. «Ich» atme es ein, «es» reinigt sich durch mein «psychisches Verdauungssystem» und mit dem Ausatmen gebe ich «es» frei.

So wird «portionsweise» das «nahrhafte» Rohmaterial transformiert, wird die gereinigte Substanz zur Nahrung unseres Seins und die ausgeschiedene Schlacke Nahrung für die Erde.

Der Körper besteht aus noch dichterer, schwererer Substanz: Wenn ein Thema emotional bearbeitet ist, «sitzt es immer noch in den Knochen». Oder «im Bauch». Heute würden wir noch klarer definieren: Es ist immer noch in den Genen. Bis in den Genen eine Änderung geschieht, braucht es nochmals Geduld und Ausdauer.

In alle drei Phasen geschieht ein Umbau. Zuerst im Gehirn, dann im «Bauchhirn» und dann in den Genen.

Solche «Umbau» Phasen erleben wir als Krisen. Als Wüste oder «Dunkle Nacht der Seele». In solchen Zeiten verlieren wir unsere Identität, mental, emotional bis zum Verlust von Körper Empfindungen. In solchen Zeiten kann uns nur Vertrauen und Erkenntnisse hinübertragen. Gängige Psychologie hilft in solchen Zuständen nicht weiter.

In diesen drei Phasen des Weges ist es sinnvoll, sich vom Leben etwas zurückzuziehen – ins Retreat zu gehen. Diese inneren Prozesse brauchen all die Energie, welche uns zur Verfügung steht. Zur Unterstützung ist es am besten, wenn wir in dieser Zeit einen einfachen, strukturierten Alltag haben, ohne größere Herausforderungen. Hilfreich ist eine Begleitung durch jemanden, der den Prozess – die Wüste – kennt und eine Gruppe, wo das Verständnis für Wandlung besteht.

Es braucht bereits eine lange Wegstrecke, bis wir unser Wurzel-Thema ausgegraben haben. Es nützt kaum, dass jemand uns sagt, was es ist – wir können den Weg damit nicht abkürzen.

In der Gurdjieff Lehre wird Wurzel-Thema «Chief feature» genannt.

Author; Agnes Hidveghy Kategorie: ARSSACRA

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Agnes Hidveghy

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