30
April
2020

Was nähre ich mit meiner Substanz?

8. Essen will ich,
und gegessen werden will ich. – Amen.

Neutestamentliche Apokryphen Johannesakten, manichäische Evangelien des Leucies (einer der Gefährten des Johannes)

WAS NÄHRE ICH MIT MEINER SUBSTANZ?

Alles, was existiert braucht Nahrung und alles was existiert dient als Nahrung.

Eine friedliche Wiese im Mai. Es ist eine Welt vom „Fressen und gefressen werden“. Die Raupe frisst die Blätter und Blumen. Insekten jagen einander und Vögel (soweit es noch welche gibt) jagen die Insekten, welche kleinere Lebewesen als Nahrung brauchen. Diese „Nahrungskette“ beschreibt eine Sequenz der Wirklichkeit: Die Wirklichkeit der „kosmischen Nahrungskette“, welche von der Urmaterie des Big Bangs über den Menschen zur Einheit allen Seins führt.

Wenn wir ein Radieschen essen: es muss sterben, wir vernehmen aber seinen Todesschrei nicht. Ob wir Vegetarier sind oder nicht, Leben wird geopfert, damit wir leben. Nehmen wir das Opfer in Dankbarkeit an, wissend, dass das Gesetz der Schöpfung durch uns verwirklicht wird! Auch dadurch, dass Essen uns Freude macht.

Der Mensch braucht drei Arten von Nahrung:

  1. Der Körper braucht physische Nahrung.
  2. Die Seele nimmt Nahrung durch das Atmen auf.
  3. Die Eindrücke sind geistige Nahrung.

Alle drei laufen je eine Oktave der Transformation durch, bis sie „verdaut“ werden. Wie das geschieht, ist ein umfangreiches Thema.

Körperliche Nahrung

Damit sich ein Kristall bilden kann, braucht er die entsprechenden Atome, aus denen er aufgebaut wird. Er baut eine neue Form auf, umwandelt formlose Haufen in eine eigene Kristallform.

Die Pflanzen brauchen Mineralien, damit sie organische Substanz bilden können. Jede Pflanze erschafft ihre eigene Form.

Tiere brauchen Pflanzen, um ihren tierischen Körper aufzubauen. Sie verwandeln das vegetative in tierische Substanz. Eine Gazelle transformiert Gras zu seinem Körper und zu seinen Fähigkeiten. Ein Löwe kann das Gras nicht transformieren, er ist aber fähig, die Gazelle zu verdauen.

Der Mensch nimmt mineralische und organische Nahrung zu sich, aus denen er seinen Körper ernährt. Seine Fähigkeit, sie zu transformieren, ermöglicht ihm, dass er auch feinere Substanzen produziert: Substanzen der Emotionen und den geistigen Fähigkeiten, wie Denken, Erkennen und Bewusstsein.

Atmen

Der natürliche Atem genügt dafür, dass der Mensch im Dienste der Evolution existieren kann. Seine Seele bleibt dabei in der Vielheit gefangen. Damit die Seele des Menschen vom Leben und Sterben unabhängig wird, braucht es den bewussten Atem.

Eindrücke

„Der Mensch ist, was er isst.“ In dem Bereich der dritten Nahrung hat dieser Spruch eine noch größere Bedeutung als im körperlichen. Unser „geistiges Verdauungssystem“ muten wir oft zu, dass es etwas aufnimmt, was es nicht verdauen kann. Das Leben - besonders in der Kindheit – nährt uns mit Eindrücken, die wir zu verdauen nicht fähig sind. Wir konsumieren unnötiges, zu viel, sogar giftiges, ohne dass wir uns darüber Gedanken machen.

Alles, was existiert, ist ein kosmischer Transformator.
Der Mensch ist ein kosmischer Transformator.

Jeder Gedanke, jeder Emotion ist feinstoffliche Substanz, die wir produzieren. Was nähren wir mit ihnen? Oder: „Was frisst uns auf?“

Es ist unsere Verantwortung, „zu wohlschmeckender Nahrung zu werden“, wie Reshad Feild uns immer wieder ans Herz gelegt hat.

In der „Nahrungskette“ muss das sterben, was als Nahrung dient, auf allen Ebenen und in jeder Dimension.

Dann ist die Aufforderung der Sufi klar:

Stirb bevor du stirbst.

Author; Agnes Hidveghy Kategorie: ARSSACRA

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