02
Dezember
2010

Die Dritte Kraft

Helen

Deine Aufgabe zur Dritten Kraft hat mich die letzten Wochen begleitet.

Natürlich habe ich Fragen – und doch – habe ich auch Mühe, die Fragen zu formulieren – sie bleiben in der Schwebe, sind mehr ein fragendes Gefühl.

Wenn ich darüber nachdenke, stelle ich fest, dass ich Gefahr laufe, zu sehr ins Analysieren zu kommen, Unterscheiden zu wollen, um die Dritte Kraft „lokalisieren“ zu können – so geht es nicht - und doch geht es auch nicht ohne Hilfe des Verstandes – ich versuche, nichts zu wollen und doch das zu begreifen, was mir zu begreifen gewährt ist – um meine Aufgabe erfüllen zu können.

Sie bleibt mir ein Geheimnis und im Grunde weiss ich nur mit Gewissheit, dass sie anwesend ist – anwesend sein muss – da sie alles durchdringt und alles bewirkt - wenn auch mir verborgen – oder unerkannt – oder missgedeutet. Vielleicht zeigt sie sich mir mehr im Staunen, im Wahrnehmen, im Seinsgefühl, das aus der Stille kommt, die die Einfälle bringt, das Wissen von etwas, ohne darüber nachgedacht zu haben, im anderen Verhalten, das dann möglich ist.

Ja, vielleicht ist sie erkennbar, wenn ich spüre, dass da etwas ist, was nicht von meiner Struktur her kommt, da ich anders reagieren kann als im Getrieben sein. Wenn dieser Zwang und diese Unruhe nicht da ist, sondern Ruhe, eine friedliche Gelassenheit trotz Emotionen und äusseren Turbulenzen. Wenn ich der Kraft von unten, die mich in Form von Widerstand gegen etwas hinabziehen will, standhalten kann, sie aushalten kann, akzeptieren kann - bis sie wegfliesst und/oder transformiert, verdaut ist. Ist sie das, die Dritte Kraft, welche die Verdauung bewirkt?

Ich fühle, dass ich dadurch mit andern verbunden bleibe, mich nicht abtrennen – keine Abwehr und keine Verteidigung habe. Das macht es möglich, so anders zu reagieren. Es fliesst etwas in die Situation, was auf andere wirkt – Gutes bewirkt – verbindend - Versöhnung statt Widerstand und Streit. Fast spürbar im Raum – erfüllend - paradoxerweise auch dann, wenn die Situation nicht so ausfällt, wie ursprünglich vorgestellt – keine Leistung von mir – es geschieht – wenn ich bin – und horchend bleibe – in die Spannung hinein und darüber hinaus.

Hat das vielleicht mit der Doppelheit zu tun, welche das Wesen der Dritten Kraft ist?

Ist mein Impuls, etwas zu wollen in dieser Welt – in seinem Ursprung die 1. Kraft?

Wenn dieser Impuls auf Widerstand stösst, sei es im aussen und/oder in mir innen, begegnet sie dann der 2. Kraft, jene von unten – wie im Grunde jeder Augenblick eine Begegnung mit Widerstand ist – in dieser Welt der Dualität – nur nicht immer als Widerstand spürbar, sondern als ein Wählenmüssen, als Ja sagen zu etwas und damit gleichzeitig Nein sagen zu etwas anderem?

Wenn ich Zeuge dieses fortwährenden Geschehens bin (als höchste Möglichkeit der 2. Kraft), welche Kraft ist es dann, die diesem Geschehen standhalten kann – die mich aushalten lässt, so dass die Dritte Kraft sich entfalten und wirken kann?

Oder anders ausgedrückt:

Ist das die Vertikale, die auf die Horizontale trifft – was manchmal wie eine Art Kampf spürbar ist – im Feuer sein - gerade weil ich nicht kämpfe, aber auch nicht fliehe – wo letztlich niemand siegt oder verliert, sondern beide Seiten sich versöhnen – da beide gleichwertig sind - wodurch etwas Neues und Doppeltes geschieht?

Einerseits im Verborgenen, wo im Nichtzeiträumlichen etwas wächst und auch dort bleibt, das sich mir aber entzieht und Geheimnis ist - Und andererseits im Erscheinenden, wo etwas in die Zeit einfliesst als Bewegung, als Bringung und Wirkung (einer Frucht?) - als Botschaft von oben im Unten – als Liebe?

Nun sind die Fragen doch Formulierungen geworden, die aber nicht zerstückeln wollen – ihren Sinn nur haben, wenn sie mich näher bringen – weiss ich das je wirklich?

Helen 2009

Author; Agnes Hidveghy Kategorie: Verschiedene Themen

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