17
Juni
2021

Die Lektion der Fliege

Es geht nicht darum, mit alten Augen Neues zu sehen, sondern darum, mit neuen Augen das Alte wahrzunehmen.

Die Lektion der Fliege

Seit Tagen ist es trüb, nass und kalt. Der Mai war nicht einmal für die Fliegen warm genug, um herumzufliegen.

Auf dem Tisch krabbelt eine unerwartet, wie benommen, schläfrig, vielleicht auch hungrig und durstig. Wo hat sie bis jetzt geschlafen? Vielleicht im Schutz einer Zimmerpflanze?

Ich trinke meinen Tee. Schaue zu und mache eine ungeschickte Bewegung. Ein Tropfen Flüssigkeit landet auf dem Tisch.

Die kleine Fliege nimmt ihn wahr und nähert sich dem Tropfen langsam, unsicher. Ja, offensichtlich ist sie durstig! In mir ist Ruhe und Frieden, schaue einfach zu.

Wo ist der nervöse Reflex der Hand, der geübt jede (oder fast jede) flinke Fliege geschnappt und vernichtet hat? Die jede Störung eines kleinen Insektes sofort, ohne Überlegung, als Bedrohung eliminieren musste?

Neue Augen sehen die Fliege, die trinkt. Wäre ein leichtes Opfer. Aber sie ist harmlos geworden. Nein, sie ist viel mehr: Sie berührt mein Herz! Ich sehe doch die Fliege mit den geöffneten Augen des Herzens!

Unter diesem Schutz trinkt die Fliege, Gottes Geschöpf, Wunder der Evolution ruhig weiter. Die Fliege, mein neuer, kleiner Freund.

Danke dir, kleiner Freund! Du hast mir gezeigt, WIE es ist, mit neuen Augen zu sehen.

Author; Agnes Hidveghy Kategorie: Weisheiten

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Agnes Hidveghy

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