04
April
2019

Geben

Du kannst wählen: Entweder bist du ein Opfer, weil von dir etwas genommen wird, oder du bist privilegiert, weil du das schenken kannst, was der andere braucht.

Geben

Wie oft hören wir: «Ich würde so gerne das und das geben, aber der andere will von mir etwas anderes. Nein, dies will ich ihm nicht geben» oder, «da ist eine Blockade in mir». «Ich spüre eine Erwartung und da verweigere ich mich, oder es verweigert sich in mir.» Es ist sehr schmerzlich, wenn uns diese Verweigerung bewusstwird. Wir sind sicher, dass wir alles geben würden, aber nicht das, was der andere von uns gerade jetzt wirklich braucht. Wir meinen, in uns entstehe eine Sperrung durch die Forderungen oder Erwartungen des Gegenübers. Diese Sperre ist jedoch immer vorhanden, sie wird nur aktiviert durch die Erwartungen, die an uns herankommen. Wenn wir diesen Widerstand nicht auflösen, sondern trotzdem geben, werden wir krank. Oder der andere wird krank, weil wir explodieren, wie ein Pulverfass, das unter Druck steht und durch einen Funken entzündet wird. Durch unaufgelöste Widerstände ist eine lebendige Beziehung auf jeden Fall gefährdet.

Es gibt selbstverständlich auch Situationen, wo es uns nicht möglich ist, das Benötigte zu geben. Aber um zu unterscheiden, müssen wir versuchen - dort wo eine Beziehung grundsätzlich möglich ist - über unsere Grenzen hinaus zu geben. Und unter Umständen brechen dann die Begrenzungen zusammen. Oder die Widerstände verstärken sich, weil die Wurzeln des Widerstandes noch tiefer liegen. Es kann beides sein.

Nur wenn wir über unsere Grenzen hinausgehen, können wir erkennen, woher und in welchem Zusammenhang ein grundsätzliches Nein kommt. Wir dürfen nicht jede Begrenzung und jedes Nein in uns fraglos als unüberwindliches, endgültiges Hindernis betrachten oder mit Gewalt zu überwinden versuchen.

Es geht viel eher darum, das, was von uns genommen wird, in ein Geschenk umzuwandeln. Dann kann sich etwas grundlegend verändern. Wenn ich mit jemandem zusammen bin und es heißt: «Du nimmst mir die Kraft.», umkehren: «Brauchst du von meiner Energie, so schenke ich sie dir.» Dadurch kann sich grundsätzlich alles in uns und um uns herum verändern. Aber wir müssen sehr aufpassen, dass wir von Herzen sagen können: «Bitte nimm.» Nicht so tun, als ob. Uns nicht aus Gedanken, oder aus einer selbstgefälligen Sentimentalität heraus verschenken. Das kann nicht funktionieren.

Author; Agnes Hidveghy Kategorie: ARSSACRA

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Agnes Hidveghy

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